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ThemaOffener Brief an die Fa. LGB bez. Herrn Bradler48 Beiträge
AutorRafa8el 8N., Leun / 283001
Datum13.09.2006 00:15      MSG-Nr: [ 283001 ]28761 x gelesen

Offener Brief

An:

Herrn Thomas Bradler

Chefredakteur

LGB Depesche





Sehr geehrter Herr Bradler,



Mit Erstaunen habe ich Ihr Vorwort zur LGB-Depesche Nr. 125 zur Kenntnis genommen:

... ?In den letzten Monaten ist unter einigen Großbahnfreunden außerhalb der LGB-Fangemeinde eine hitzige Diskussion um den Gedanken der Spur G entbrannt. Das Ernst Paul Lehmann Patentwerk hat nie einen Hehl aus der eigenen Philosophie gemacht, und jeder LGB-Freund kennt die Welt der LGB bzw. hat sich bereits beim Kauf seines ersten LGB-Modells gerade für diesen Spur G-Gedanken entschieden. Bei der LGB stehen Spiel und Spaß im Vordergrund.[bei mir auch!] Das belegt einmal mehr auch die große Kundenumfrage[...]. Natürlich steht es jedem Großbahner frei, sein Hobby nach eigenem Ermessen zu gestalten und zu erleben. Kritisch wird es aber immer dann, wenn Einzelne den anderen vorschreiben wollen, was sie zu tun haben. Man kann sich mit dem Spur G-Gedanken anfreunden oder auch nicht. Fakt ist aber, dass die LGB-ler diesen Gedanken bereits seit Jahrzehnten mit viel Spaß praktizieren. [...] Wer sein Hobby ohne Spaß betreibt hat wohl den Sinn des Hobbys nicht verstanden. [...]

Vorausgeschickt: Als Firmenzeitschrift der Fa. Ernst Paul Lehmann Patentwerk (im folgenden kurz LGB), als die die LGB-DEPESCHE fungiert, setze ich Ihre Meinung, sehr geehrter Herr Bradler, mit der maßgeblicher Entscheider selbiger Firma gleich.

Aus der Sicht des Kunden:

Zunächst mal: Bravo, Herr Bradler, endlich mal jemand, der mich über die tiefsten Geheimnisse meines Hobbies in Kenntnis setzt. Aber mal etwas am Text formuliert: Ich sehe mich keinesfalls als ein Iniziierter einer wie auch immer gearteten, numinosen LGB-Fan-Gemeinde, sondern, ganz diesseitig, als ein Kunde der Firma LGB, wie ich auch Kunde meines Metzgers, der Firma REWE, der VAG AG oder sonstiger bin.

Was setzt Sie in die Lage, die Produkt-Philosophie der Firma LGB mit der Hobby-Philosophie von LGB-Kunden gleichzusetzen. Ich jedenfalls möchte mich ausdrücklich dagegen verwehren, als Käufer von LGB-Produkten für die verquere und mit zunehmender Vehemenz vorgetragene Marketing-Strategie in Anspruch genommen zu werden, die ihrerseits euphemistisch als Spur G-Gedanken postuliert wird,

Ich jedenfalls habe mich als LGB-Bahner der ersten Stunde (Weihnachten 1969) keineswegs für das mittlerweile entstandene heillose Durcheinander der Maßstäbe zwischen 1/19 und 1/29 entschieden, in dem immer weniger untereinander zusammenpasst, ja die Modelle selbst nach belieben in ihren Proportionen gestaucht und gestreckt werden, bis sie keinem festen Maßstab entsprechen (G=Gummi!). Das dieser sogenannte Spur G-Gedanke keineswegs der überwiegenden Mehrheit der LGB-Bahner entspricht, wird im gleichen Heft belegt: Der bevorzugte Maßstab der Teilnehmer Ihrer großen Umfrage ist der Maßstab 1:22,5! Ebenso wenig identifiziere ich mich mit der von LGB teilweise praktizierten Vorbildbeliebigkeit (Schmalspurpersonenwagen der DB werden zu Harzquerbahnwagen umlackiert, US-Güterwagen zu DR-Fahrzeugen usw.), Dinge, die in der Spur HO seit den frühen 60ern nicht mehr usus sind.

So weit, so zwar nicht gut, aber noch zu ertragen. Fahrzeuge, die nicht wenigstens in etwa dem Maßstab 1/22,5 entsprechen, muß ich nicht kaufen und tue es auch nicht. Aus diesem Grunde wird auf meiner Anlage keine LGB-HF 130 fahren, ebenso wenig wie eine IV k oder ähnliche unmaßstäbliche Modelle, auch nicht die US-Flachwagen der DR. Wenn die Firma LGB der Meinung ist, größere Käuferschichten mit Normalspurfahrzeugen auf Spur II m zu erschließen zu können - gut! - ich muß die Produkte ja nicht kaufen, auch wenn für mich mittlerweile im aktuellen LGB-Sortiment nicht mehr viel übrig bleibt. Wenn Sie bez. die Fa. LGB der Meinung ist auf vorbildbewußte Modellbahner bei der Ausrichtung ihrer Produktpalette weitgehend verzichten zu können, muß und werde ich mich eben bei anderen Herstellern umsehen, wie viele andere das mittlerweile auch tun (um noch einmal deutlich zu sagen: es geht hier nicht um Nietenzählerei, genaueste Detaillierung noch des Fahrzeugbodens, Maßhaltigkeit im Zehntelmilimeterbereich etc. - dass so etwas im Rahmen der LGB Preispolitik und der Großserienfertigung nicht möglich ist, ist allen ernsthaft mit dem Thema Befassten klar - wohl aber geht es um maßstäbliche Umsetzung und Vorbildorientierung bei praxistauglicher Ausführung der Modelle).

Wann etwa bringen Sie es endlich fertig, Harzgüterwagen in vorbildlicher Länge, mit vorbildlichen Drehgestellen anzubieten: Immerhin stellt die Harzquerbahn ausweislich ihrer Umfrage das zweitbeliebteste Motiv Ihrer Kunden dar? Solche Wagen wären auch für Nichtharzbahner attraktiv, einfach weil authentisch, eine unbeschriftete Variante würde hier viele Käufer finden. Nein? Dann doch lieber den wasweißichwievielten Cocacolasteiffdisney Wagen?

Das ist das eine: Etwas anderes ist es, wenn ich mich aber von Ihnen, mein sehr verehrter Herr Bradler, im Vorwort der LGB-Depesche als jemand verunglimpfen lassen muß, der sein Hobby ohne Spaß betreibt, bzw. unkritischeren Modellbahnern seine eigene Philosophie aufzuoktroieren versucht, weil für mich das Vorbild maßgebend ist und nicht Ihre aus marketingstrategischen Gründen postulierte Maßstabs- und Vorbildbeliebigkeit. Wenn Sie berechtigte Kritik an Ihren Produkten bzw. Ihrer Produktphilosophie auf diese Weise diffamieren, dann ist für mich das Faß voll. Was Sie - und ich gehe wohl nicht Fehl in der Annahme, dass sie mit der Fa. LGB in diesem Falle vollkommen d? accord gehen - betreiben, ist Kundenbeschimpfung in selten so gezeigter Arroganz. Ich kann`s mir nur so erklären: Entweder Sie stehen wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand, so das sie meinen Ihr neues Marketingkonzept koste es was es wolle durchdrücken zu müssen, oder Sie verdienen so gut, dass Sie auf einen Teil Ihrer (potentiellen) Kunden gut und gern verzichten können.

Noch dazu Kunden, die sich in der Regel ernsthaft und langfristig mit der Modellbahnerei beschäftigen und somit auf lange Zeit potentielle Käufer darstellen und die sich auch von den täglichen Schwierigkeiten des Hobbies nicht so leicht frustrieren lassen (ich möchte nicht wissen, wie viele LGB-Neukunden sang- und klanglos ihr Hobby aufgegeben haben, wenn nach einem halben Jahr Gartenbahnerei auf Messinggleis der Fuhrpark nur noch stockend und stotternd durch den Vorgarten unterwegs war: ein Problem, mit dem Sie Ihre Kunden fast 40 Jahre, bis zur Einführung des Nickelgleises weitgehend alleine gelassen haben, wie ich aus eigener, leidvoller Erfahrung weiß)

So oder so: Ich bin der bescheidenen Meinung, dass ich es nicht nötig habe, mich im Firmenorgan der Firma LGB von wem auch immer beschimpfen zu lassen und dafür auch noch Geld zu zahlen.

Aus diesem Grunde kündige ich hiermit mein Abonnement der LGB-Depesche zum nächstmöglichen Zeitpunkt, dem 1. 10. 2006.

Nichtsdestotrotz wünsche ich der Fa. LGB in der Zukunft eine glückliche Hand, was ihre Produktpalette betrifft, etwas mehr Rücksichtnahme auf den vorbildorientierten Teil ihrer Kunden., die sicher auf Dauer nicht die schlechtesten sind, eine gewisse Kritikfähigkeit bez. die Fähigkeit, Kritik ernstzunehmen und konstruktiv umzusetzen, sowie ein Marketingkonzept, das nicht darauf ausgelegt ist einen Teil der (potentiellen) Kunden von vornherein zu beleidigen und auszuschließen.



Viele Grüße,



Rafael Neuhaus


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