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ThemaMärklin plant Gartenbahn23 Beiträge
AutorPete8r L8., Berlin / 285480
Datum02.12.2006 11:52      MSG-Nr: [ 285480 ]11412 x gelesen

Besser werden in hunderten Einzelschritten







Mit hohem Tempo kommt die Sanierung des Modelleisenbahnherstellers Märklin voran. Zu den bereits umgesetzten Projekten gehört der Handel über Internet und ein neues Vergütungssystem für Fachhändler. Geplant ist auch eine Neuorganisation des Produktionsverbundes.

Überrascht reagieren die Online-Kunden des Modelleisenbahnherstellers Märklin auf den Lieferservice bei Internetbestellungen des Göppinger Traditionsunternehmens. "Ich kann nur sagen: weiter so", lautet ein Kommentare über die Handelsplattform im Internet, die vor drei Wochen freigeschaltet wurde. Solches Lob war in der Vergangenheit nicht immer zu hören. "Wir haben ein Termin- und ein Qualitätsproblem", spricht denn auch der neue Geschäftführer Dr. Ulrich Wlecke Mängel an, die vor seiner Zeit öffentlich nicht eingeräumt wurden. "Aber wir werden besser - auch wenn wir noch nicht gut genug sind", betont er. Vor etwa einem halben Jahr ist der Sanierungsexperte von der Unternehmensberatug Alix Partners zum Geschäftsführer bestellt worden, ebenso wie Jan Kantowsky, der das Tagesgeschäft verantwortet. Berufen worden sind sie vom neuen Eigentümer Kingsbridge Capital. Die britische Beteiligunggesellschaft hatte das schwer angeschlagene Unternehmen nach zähen Verhandlungen im Mai dieses Jahres von den 22 Märklin-Gesellschafter gekauft. Nun heißt das Ziel: Märklin besser machen. "Als wir gekommen sind gab es 114 Einzelprojekte. Zu manchen Themen gab es fünf, zu anderen keines. "Wir haben daraus 20 gemacht", acht davon haben Vorrang, erklärt Wlecke. "Hinter diesen Projekten stehen hunderte von Einzelmaßnahmen", beschreibt Kantowsky die analytische Vorgehensweise, das Unternehmen in seine Einzelteile zu zerlegen und zu überprüfen. Das sei nicht alles nobelpreisverdächtig, aber in der Sanierung komme es darauf an, "sehr viel auf einmal zu bewegen und konsequent umzusetzen". Zu den umgesetzten Neuerungen gehört auch ein verändertes Konditionensystem, das das Verhalten der Händler würdigt. Lag der Unterschied in der Händlerspanne früher bei 2 bis 3 Prozent ist er nun deutlich im zweistelligen Bereich. "Allein in der Kategorie Warenpräsentation gibt es mehr als 6 Prozent Unterschied." Kantowsky betont, dass die neue Strategie auf Wachstum angelegt ist. Das soll auch dadurch erreicht werden, dass Märklin auf die Bedürfnisse seiner Kundengruppen - Sammler, Technikbegeisterte, Gelegeneitsspieler, Einsteiger und Kinder - gezielter eingeht als bisher. Auch die Kosten müssten weiter sinken, doch das werde man intelligent tun. Derzeit werde eine Reihe von Abläufen verbessert. Dabei ergänze sich das Fach- und Branchenwissen bei Märklin gut mit neu eingeführten Methoden, die sich am jeweils besten Lösungsansatz in der Industrie orientieren. Verabschieden wollen sich die Sanierungsexperten von dem teuren "Teiletourismus" zwischen den vier Standorten Göppingen, Nürnberg, Sonneberg (Thüringen) und Györ (Ungarn). "Unser Anliegen ist es, autarke Werke zu schaffen, sagt Kantowksky und meint damit, dass ein Produkt an einem Standort entstehen soll. Das Konzept dazu werde in den nächsten Wochen vorgestellt. Gut ins neue Konzept passen würde auch der Kauf des insolventen Nürnberger Gartenbahn-Herstellers LGB. Von der gemeinsamen Nutzung der Vertriebswege und einem vereinten Marketing würden beide Unternehmen profitieren. Eine Entscheidung soll noch in diesem Monat fallen. Insgesamt sehen Wlecke und Kantowsky das Unternehmen, das derzeit rund 1350 Mitarbeiter beschäftigt, auf einem guten Weg. Beim Umsatz sei der jahrelange Abwärtstrend gestoppt. Die Gewinnzone soll Märklin im nächsten Jahr erreichen.

ALEXANDER BÖGELEIN

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