RubrikRollmaterial - Wagen zurück
ThemaAlterung/Weathering3 Beiträge
AutorFeld8bah8n- 8A., Friesland / 304049
Datum25.11.2008 17:04      MSG-Nr: [ 304049 ]3278 x gelesen

Hallo Tobi,

schön, dass der Wagen gefällt!

Das Altern von Modellen bzw. eine ?realistische Verschmutzung mit Betriebsspuren? ist eine Kunst für sich. Wer realistischen Modellbau betreibt, kommt sicherlich nicht drum hin, sich als erstes mal die Vorbilder genau anzuschauen. Auch gibt es die unterschiedlichten Methoden und Techniken dafür. Ebenso gibt es diverse Anleitungen dazu im www und im Buchhandel bzw. in Fachzeitschriften. Der ehemalige User Otter1 hält in Schkeuditz darüber sogar Seminare ab und in den verschiedenen Foren gibt es dazu auch Beiträge und Muster zu sehen. Einfach nur Farbe drauf ist da nicht der richtige Weg!!!

Jeder sollte da für sich selbst entscheiden, mit welcher Methode er realistische Ergebnisse erzielt. Oft ist auch weniger mehr. Meine eigenen Erfahrungen durfte ich dank Unterstützung meines Vaters und eines befreundeten Garteneisenbahners schon sehr früh sammeln. Schon vor rund 20 Jahren durfte ich die Modelle mit Pinsel und handelsüblichen Abtönfarben verschmutzen (sollte da etwas schief gehen, lässt sich der ?Schaden? mit weicher Bürste und Wasser schnell wieder beseitigen). Schnell habe ich gemerkt, dass mit Pinselstrichen nur bestimmte Verschmutzungen realistisch dargestellt werden können, während anderswo das Tupfen die besseren Ergebnisse gebracht hat. Mit sehr wässriger Farbe lassen sich z. B. Schlieren gut darstellen, die von Wasser o. a. Flüssigkeiten stammen. Immer wieder sind mir in meiner (noch immer andauernden!) Lernphase auf div. Messen und Ausstellungen Modelle mit Airbrush-Alterung unter die Augen gekommen. Mangels eigener Ausrüstung (Kompressor und hochwertige!!! Spritzpistole) habe ich zur Sprühdose aus dem Baumarkt gegriffen. Die Ergebnisse waren grottenschlecht (unrealistisch) uns sahen aus wie ?gewollt aber nicht gekonnt? Schwarz matt eingenebelt = verrußt funktioniert nicht, so dass ich diese Technik nach 2 oder 3 Versuchen wieder aufgegeben habe, denn Betriebsspuren bestehen nun mal nicht nur aus einem Farbton sondern meist aus mehreren Nuancen einer oder mehrerer Farben. Außerdem setzt sich Betriebsschmutz in den Ecken und Vertiefungen ab und nicht überwiegend an der glatten Oberfläche. Wer also zur Sprühdose greift bringt seine Farbe dort auf wo sie nicht hingehört und erreicht die Flächen nicht, wo sie hingehört...
Inzwischen belächle ich solche Anfängerfehler, mutmaße mir aber nicht die Erheblichkeit an, besser zu sein oder zu klugscheißen sondern freue mich darüber, dass auch andere aus Ihren Fehlern (hoffentlich) lernen und klein anfangen. Ein ?Meister? ist da noch nirgends vom Himmel gefallen.

Meine derzeitige Methode besteht i. d. R. aus der Vermischung verschiedener Techniken und Materialien. Bei diesem Modell wurde der Wagenkasten zuerst mittels Airbrush in DR-Rotbraum lackiert, die Beschriftung angebracht und das ganze mit mattem!!! Klarlack versiegelt. Anschließend wurde mit verdünnter Abtönfarbe in verschiedenen Nuancen nacheinander der Wagenkasten eingepinselt und die noch nasse Farbe an den Oberflächen Abgewischt, so dass sich der ?Dreck? nur in den Bretterfugen und an den Ecken und Kanten angesammelt hat. Bei bedarf könnte man auch noch abgeplatze Farbe nachbilden. Die Rußschicht an den Stirnseiten und auf dem Dach (auch hier sollte man beim Vorbild schauen wo und vor allem wie verschmutzen sich die Wagen) wurde mit verschiedenen Schwarz- und Anthrazit-Tönen mittels Airbrush aufgebracht. Man hätte die diversen Farbnuancen aber auch mittels Pulverfarben aufbringen können. Der klitzekleine Nachteil von Pulverfarbe ist, dass diese mittels Klarlack wieder versiegelt werden muss und dabei meist ?nachdunkelt?.

Das Thema Rost ist ein Thema für sich und füllt Buchbände J Meine Jugendsünden bestanden aus der allseits geliebten oder gehassten Revell-Farbe ?Rostbraun?. Aber gerade Rost hat die meisten Farbnuancen. Von gelblich über rötlich bis fast zu schwarz reichen da die Schattierungen. Wer jetzt denkt mittels Luftpinsel und verschiedenen Farbtönen hier realistische Spuren nachzubilden irrt, denn Rost ist eben Rost und daher einigartig! Die von mir bevorzugte Methode ist nach wie vor der Echtrost aus dem Küchenschwamm, der in Essigwasser der Zersetzung preisgegeben wurde. Zum Einen, weil dadurch dreidimensionales Auftragen möglich wird und zum Anderen, weil durch die Dreidimensionalität hervorragende plastische Schattierungen entstehen. Ich empfehle dazu die diversen Publikationen in Fachzeitschriften und die Seminare, die dazu angeboten werden!
Nun sollte man aber vorher wieder überlegen, wo entsteht Rost, wieso entsteht er dort und welche ?Art? von Rost ist es. Bei einem lange abgestellten Wagen rostet es an allen Ecken und Kanten, der Rost ist meist fortgeschritten und daher in dunkleren Tönen. Bei im Betrieb befindlichen Wagen werden solche Stellen meist zeitnah ausgebessert, es gibt also weniger ?Rostfraß?. Dafür liegt im Fahrwerksbereich überall eine mehr oder weniger gleichmäßige Schicht ?Flugrost?. Dieser hat eher ocker bis gelbliche Farbnuancen und lässt sich durch Aufbringen des Roststaubes aus dem aufgelöstem Schwamm realistisch nachbilden. Hierbei streue oder tupfe ich die Echtrostpigmente großzügig auf den noch nicht ganz durchgetrockneten Klarlack im Fahrwerksbereich. Und lasse dann den Lack durchtrocknen. Anschließend wird der überschüssige Rost abgeklopft und mit einem Borstenpinsel an den Stellen wieder mehr oder weniger entfernt, wo er nicht so dick aufgetragen werden soll. Eine Versiegelung erfolgt nicht, der Rost setzt sich sehr schön von alleine fest und verändert seine Nuancen im Laufe der Zeit. Allerdings sollte man dann nicht ständig überall seine Patschepfoten draufdrücken J

Ein mit Roststaub vernebeltes Fahrwerk entspricht aber immer noch nicht dem Vorbild, denn dort werden die Lager, federn und Gelenke gelegentlich geölt bzw. gefettet. Das bilde ich meist mit Graphitöl nach und zwar dort, wo auch beim Vorbild Öle und Fette angewendet werden! Von ganz allein verbindet sich an den richtigen Stellen das Graphitöl mit den Rostpigmenten und gibt einen plastischen, leicht glänzenden Überzug. Bei Bedarf kann dann noch mittels diverser Farben aus der Dose nachgearbeitet werden.

Ich empfehle auf jeden Fall, Vorbildfotos während der Arbeiten in Sichtweite liegen zu haben!

So und nu viel Spaß beim Altern J


Gruß
Alexander

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 24.11.2008 21:59 , im Schwabenländle Auferstehung.....
 25.11.2008 17:04 , Friesland
 25.11.2008 18:01 , Friesland
 28.11.2008 16:05 , Friesland

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