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Thema | Heute in der Frankenschau! Lehmann hat Insolvenz angemeldet! | 178 Beiträge | ||
Autor | Bern8har8d R8eck8er 8R., Münster / | 283315 | ||
Datum | 20.09.2006 22:41 MSG-Nr: [ 283315 ] | 216240 x gelesen | ||
Hallo zusammen, mal aus Sicht eines Insiders das abstrakte, aber nicht ganz untypische Ende einer vormals gesunden Firma, ohne konkreten Bezug auf den Einzelfall, auch unabhänig von der Rechtsform: Geschäftsbeziehungsbeginn : von anno Zwieback bis vor 1-2 Jahren. Es gab ( hoffentlich) gute Zeiten. Das ist schon ein Weilchen her, oder war nie so richtig. Dann: Basel II, MAK - Risikomanagement, Neubewertung der gewerblichen Immobilien ... Das Engagement weist nun Blankoanteile auf. Die Bank bildet Risikovorsorge in Gestalt von EWB. Die externe Prüfung interessiert sich für den nun kritischen Fall. Seit eigigen Jahren schon heisst das Zauberwort KAPITALDIENSTFÄHIGKEIT ... Sicherheiten sind nur sekundär von Bedeutung. Schlechtes Rating. Kontokorrent: in der Regel überzogen, also über Limt, Betreuung des Kunden in einer besonderen Kredit Intensiv Abteilung, da in der Regel vorangehen: schlechte BWAs, miese Bilanzen, Eigenkapitalverzehr bzw. EK auf der falschen Seite, Kontopfändungen durch Finanzämter, Warenlieferanten, Krankenkassen, und ähnliche Frühwarnzeichen, die sämtlich indizieren, dass der Kunde seine wirtschaftlichen Verhältnisse nicht im Griff hat. Kontodisposition mittels Rückgaben, wenn kein Guthaben / Kontoführung nicht innerhalb der vereinbarten Line, können logischerweise auch keine Löhne u. Gehälter gezahlt werden !! Kein Geld da. Darlehen: die monatlich geschuldeten Raten ( Zinsen , Tilgung ) werden normalerweise im KKT aufgenommen. Das geht nun nicht mehr, da dort überzogen. Bank sieht Handlungsbedarf und sucht das Gespräch mit Ihrem Kunden: Bei größeren Firmen mit mehreren Geldgebern finden dann i.d.R. Gespräche statt, an denen der Kunde / Kundin, Beratungsfirmen, ggf. Bankenvertreter aller beteiligten Banken, Rechtsanwälte nicht nur der Warenlieferanten etc. teilnehmen. Man sucht eine Lösung. Manchmal gibt eine Bank gegen neue Sicherheiten einen neuen Kredit, wenn der Kunde als sanierungsfähig eingeschätzt wird und ein Sanierungskonzept Erfolg verspricht. Lägerräumungsverkäufe, Verkauf von Beteiligungen, Umstrukturierungen, Entlassungen u.a.m. können, müssen aber nicht die Folge sein, können, müssen nicht Indiz einer Krise sein. Es entscheidet der Einzelfall. Wenn keine Sanierungschance gesehen wird, oder diese letztlich scheitert: - Kunde bzw. dessen WP oder StB stellt Unterlagen zusammen, um damit INSO Antrag bei zust. AG zu stellen wegen Überschuldung, Zahlungsunfähigkeit oder sich in Kürze anbahnender nicht nur vorübergehender Zahlungsunfähigkeit - damit spasst man nicht. Taktik erlaubt. Der Markt vergisst,- ganz schnell. - Kunde signalisiert, dass er .... Bank kündigt spätestens jetzt unter Berufung auf wesentliche Vermögensverschlechterung und drohendem Forderungsausfall. Widerruft Verkaufsbefugnis, legt Globalzession offen, Nimmt Bürgen dem Grunde nach in Anspruch. - AG bestellt vorläufigen INSO Verwalter, Beschluss und Folgebeschlüsse werden heute auch im Internet veröffentlicht - Insolvenzeröffnung bzw. Ablehnung magels Masse Bei Eröffnung: Insolvenzverwalter verwertet von dem / der Schuldner -in sicherungsübereignete Sachen / Forderungen. Insolvenzverkauf. Erlöse sind oft unter mehreren Berechtigten, wie Materiallieferanten / Veredler prozentual zu teilen. Rentable Betriebsteile / Patente lassen sich zusammen mit dem Namen und dem Kundenstamm verkaufen ... Inso Verwalter ist am Verkaufserlös bei gewissen Erlösen mit 4 + 5 % zzgl MwSt beteiligt, manchmal hält er auch in anderen Fällen mit Erfolg die Hand zu Recht auf. Die Bank / Insolvenzverwalter versuchen das Betriebsgelände zu verkaufen. Käufer haben derzeit große Auswahl und können sich die Rosinen aussuchen. Gesellschafter / Geschäftsführer bei Firmen haften in der Regel auch persönlich. Wenn nicht kraft Gesetzes wie bei einem Kaufmann, einem Komplementär oder einem OHG - Gesellschafter kraft Gesetzes so doch durch Sicherheitenstellung auf der Privatimmobilie oder wegen Bürgschaft. Wer glaubt denn da, dass der Gesellschafter-Geschäftsführer einer Ein-Mann-GmbH letztlich nicht durch Bürgschaft oder Grundschuldzweckerklärungen wirklich nicht mit im Boot ist ? Selten kommen Insolvenzen für Beteiligte überraschend und aus heiterem Himmel, Warum ich dies -auf das absolut verkürzte Mass- subjektiv gefärbt -schreibe: Die mehrfach zum Ausdruck gebrachte Schelte auf die Banken ist ja ach so einfach und naheliegend, nur unzutreffend. Banken können ja wohl kaum eine Presseveranstaltung mit Ihrer Sicht der Dinge einberufen.... Sie sind aber auch keine Sozialämter. Das muss auch gesagt werden. Die örtlich tätigen Institute sind und waren sich Ihrer regionalen Verantwortung sehr wohl bewußt. Nur: irgendwann ist Schluss. Den Ausfall der Banken zahlen wir letztlich alle, denn der Gewinn wird kleiner, die Steuerlast verkürzt sich. In der Regel liegen die Ursachen - mehrere- ausschließlich in der Risikosphäre des nun leider notleidenden Kunden, der Markt wurde falsch eingeschätzt, Preis / Leistungsverhältnis nicht in Ordnung, kein Trendartikel, Umstrukturierungen / Kostensenkungen zu spät und dann oft nur halbherzig eingeleitet, zu hohe Produktions und oder Lohnkosten, ... Spekulieren lohnt sich nicht. Der Insolvenzverwalter wird die zur Insolvenz führenden Umstände im Rahmen seines Eröffnungsberichtes benennen. PS. Ich spiele seit 1974 LGB. Mein Sohn, heute 16, seit knapp 14 Jahren. Ein heute sehr seltener Fall. Wir spielen gemeinsam.Noch seltener. Wir engagieren uns aktiv mit sehr viel Zeit und Geld gemeinsam bei einer Museumsbahn in der Region. Meine Arbeitskollegen / -innen finden das toll und bescheuert zugleich. Eine Modellbahn hat nur eines ihrer Kinder, eine Anfangspackung Märklin, diese verstaubt. Wir hoffen nicht ganz uneigennützig, dass ein Investor für das Produkt LGB (!) so wie es sich jetzt darstellt (!), eine Chance sieht. Ich weiss, dass dies mit erheblichem Verlust an Arbeitsplätzen einhergehen wird. Als Betriebsratsmitglied bin ich darüber nicht glücklich, sehe aber durchaus die betriebswirtschaftlichen Sachzwänge. Wir hoffen, dass das Arbeitsamt zügig das Insolvenzausfallgeld zahlt und alle AN wieder in ein Arbeitsverhältnis vermittelt werden können und das Loch im Portemonnaie des Einzelnen nicht gar zu groß ist. In diesem Sinne Bernhard Recker | ||||
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