RubrikRollmaterial - Loks zurück
ThemaBei Talfahrt ruckelnde Zahnradloks - Abhilfe?29 Beiträge
AutorClau8s P8., Düsseldorf / 285877
Datum17.12.2006 14:57      MSG-Nr: [ 285877 ]37499 x gelesen

Hallo Stefan,



Dipl.-Ing. Gottfried M. Joedecke hat diesen Effekt in den Spur-II Nachrichten einmal sehr anschaulich beschrieben:



Fährt ein solcher Zug nur geringfügig bergab, so findet Blockade durch Selbsthemmung statt. Der so durch Gewalt stillgesetzte Motor zieht einen höheren Strom und fährt wieder an, löst die Blockade durch Trieb in die richtige Richtung, wodurch sofort wieder Selbstblockade entsteht. Das ist der rätselhafte Stotterbetrieb bergab



[Spur-II Nachrichten, Ausgabe 24, S.45 Spalte 2]




Bei der FO-Lok wurden eingängige Stahl- oder Messingschnecken verbaut. Bei derartigen Schneckengetrieben lässt sich aufgrund der Getriebegeometrie der Kraftfluss nur schwer umkehren. Auf Deutsch: Die Lok lässt sich schwer bis gar nicht schieben, was den oben beschriebenen Effekt begünstigt. Ob sich ein Schneckengetriebe in umgekehrter Richtung antreiben lässt, hängt mit der Größe von Eingriffwinkel und Reibungswinkel zusammen. Soviel zur Theorie.



In der Praxis kannst Du den Eingriffwinkel nicht verändern, er ist Bestandteil der Getriebekonstruktion. Den Reibungswinkel kannst Du beeinflussen. Hierzu musst Du das Getriebe vollständig demontieren und alle Getriebeteile sorgfältig von altem Fett befreien. Anschließend kannst Du die Motorschnecke nachpolieren. Hierzu nimmst Du eine Zahnbürste und z.B. Zahnpasta, feinkörnige Ventileinschleifpaste oder Metallpolitur und versetzt den Motor in langsame Drehzahl, so daß die Schnecke vom Motor weg dreht (damit die Schleifpartikel nicht zum Motorlager transportiert werden). Dann drückst Du mit leichtem Druck die mit Schleifpaste getränkte Zahnbürste gegen die Schnecke und wiederholst dies mehrere Male. Achte darauf, daß kein Schleifmittel an die Motorwelle bzw. die Lager gelangt. Nach 5 Minuten reinigst Du sorgfältig die Schnecke und fettest alle Getriebeteile, insbesondere die Schnecke, z.B. mit LGB Getriebefett oder einem anderen für Schneckengetriebe geeignetem Fett.



Meine auf diese Weise behandelte FO-Lok konnte ich anschließend sogar mit etwas Kraftaufwand schieben, was vorher nicht möglich war.



Falls das nicht reicht, hängt das weitere Vorgehen davon ab, ob Deine Lok eine Messing- oder Stahlschnecke hat. Letztere ist nicht zerstörungsfrei von der Welle zu kriegen, damit scheiden weitere Modifikationen aus. Mit Messingschnecken haben andere Gartenbahner bereits positive Erfahrungen im Umbau gesammelt. Ein anderer Motor, der sich aufgrund besserer Lagerung leichter drehen lässt, bringt hier Besserung. Mit einer Schwungmasse lässt sich das Fahrverhalten in bestimmten (Last-) Bereichen optimieren.



Grüße



cp







PS: einer meiner Lieblingssätze in den o.a. Artikel lautet:



Eingängige, also selbsthemmende Schneckengetriebe in Fahrzeugantrieben zu verwenden, auch wenn es nur Modellbahntriebfahrzeuge sind, löste seinerzeit, als das anfing, ein allgemeines Gelächter unter Ingenieuren aus. So ist es auch bis heute ein Gemurkse geblieben.



[Spur-II Nachrichten, Ausgabe 24, S.44 Spalte 3]




Selbst ein Patentwerk kann daran nichts ändern :-)


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