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ThemaProduktion in China8 Beiträge
AutorHelmut Klünder, Steinfurt / 42658
Datum23.12.2004 12:28      MSG-Nr: [ 42658 ]3318 x gelesen

Eine Barbie für 40 Cent



Chinas Spielzeugindustrie leidet unter steigenden Kosten und Protesten



von Johnny Erling



Peking -



Chinas gigantische Spielzeugindustrie klagt erstmals über schlechte

Geschäfte. Im November brach der Export allein von Weihnachtsartikeln

um mehr als ein Viertel ein auf einen Wert von 4,58 Mio. Dollar (3,42

Mio. Euro) ein. Die Chinesen stellen jeden zweiten deutschen

Kinderspielartikel und 75 Prozent aller Spielwaren in der Welt her.

Die Rohstoff- und Ölpreise trieben die Kosten der Billigproduzenten um

bis zu 30 Prozent. Zugleich werden sie ihre Nikoläuse,

Christbaumschmuck oder elektronisches Spielzeug in Europa immer

schwerer los.

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So laufen Rußlands Verbrauchervereine gegen giftige Rückstände in

chinesischem Plastikspielzeug Sturm, skandinavische Länder

beschlagnahmen tonnenweise kopierte Lego-Bausteine, Medien und

Verbände in Deutschland prangern die Ausbeutung der Billigarbeiter in

Chinas "Blut- und Schweißfabriken" an. Und die EU plant eine

Hersteller-Rücknahmepflicht für "elektronischen Müll" ab Mitte 2005.

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Die wachstumsverwöhnte Milliardenindustrie, bei der aller

internationalen und auch deutschen Markenhersteller produzieren

lassen, ist angeschlagen. Zahlreiche Betriebe für Weihnachtsschmuck an

Chinas Südküste gingen im Spätsommer Pleite; die Zuwachsraten des

Gewerbes verlangsamen sich seit Jahresbeginn.



2003 hatte China weltweit für mehr als sechs Mrd. Euro Spielwaren

ausgeführt. 3,5 Mio. Beschäftigte arbeiten zu Niedrigstlöhnen in den

8000 Spielzeugfabriken. Bei ihnen kostet etwa die Herstellung einer

einfachen Barbiepuppe kaum 40 Cents. Daneben existieren Tausende

unregistrierter Familienbetriebe, die es noch billiger machen. Die

staatliche "Beijing Review" schreibt von mehr als 10 000 Betrieben.

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Deutsche Verbände, von Misereor bis zur Verbraucherzentrale, prangern

illegale Kinderarbeit und grausame Arbeitsbedingungen an. Chinas

Spielzeugverband reagierte. Er wies seine Mitglieder an, bis 2006

internationale Mindeststandards zu erfüllen oder nicht mehr

exportieren zu dürfen. Die Standards richten sich nach dem

Verhaltenskodex des Weltverbands der Spielwarenindustrie.

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Zudem laufen der Branche seit Sommer die Bauernarbeiter weg. Sie

verdienen auf ihren Feldern wieder mehr als in den Fabriken. Viele

Unternehmen kalkulieren ihre Produktion mit so niedrigen Margen, daß

sie die Löhne nicht erhöhen können. Als in Kanton, Hauptstadt der

Provinz Guangdong, wo die meisten Spielzeughersteller sitzen, am

1. Dezember die Mindestlöhne für die untersten sieben Lohnklassen auf

35 bis 68 Euro pro Monat angehoben wurden, protestierten die

Betriebsdirektoren gegen diese "unerträgliche Mehrbelastung" bei der

Provinzführung.



Artikel erschienen am Do, 23. Dezember 2004



© WELT.de 1995 - 2004


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